Pressemeldungen Verfahren LAION

Pressemitteilungen in den Verfahren Kneschke ./. LAION e.V.

Im Folgenden finden Sie unsere Pressemitteilungen zu den Verfahren Kneschke ./. LAION e.V. in erster sowie zweiter Instanz.

 

Inhaltsübersicht

Pressemitteilung zum Urteil Landgericht Hamburg vom 27.09.2024

 

Pressemitteilung zum Urteil Oberlandesgericht Hamburg vom 10.12.2025

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Wegweisendes Berufungsurteil im Verfahren Kneschke ./. LAION e.V. stärkt Rechtssicherheit für KI-Forschung in Deutschland und Europa

Hannover/Hamburg, 10.12.2025 – Das Hanseatische Oberlandesgericht hat heute ein richtungsweisendes Urteil für die Entwicklung Künstlicher Intelligenz in Deutschland und Europa verkündet: Im Berufungsverfahren Kneschke ./. LAION e.V. wurde die Berufung des Klägers zurückgewiesen und das erstinstanzliche Urteil des Landgerichts Hamburg vom 27.09.2024 vollumfänglich bestätigt.

 

Worum geht es?

Gegenstand des Verfahrens war die Vervielfältigung einer Fotografie des Klägers durch den Beklagten, einem gemeinnützigen Verein, im Rahmen der Erstellung eines Datensatzes. Der Beklagte lud Bilder herunter, um mittels einer Software abzugleichen, ob der Bildinhalt mit der vorbestehenden Textbeschreibung korreliert. Es handelte sich also um eine vorgelagerte Analyse zur Schaffung eines Trainingsdatensatzes für KI.

 

Anwendbarkeit des § 44b UrhG (Text und Data Mining)

Wie zuvor das LG Hamburg hat das OLG Hamburg bestätigt, dass das Herunterladen von Bildern zum Zwecke des Abgleichs mit Textbeschreibungen unter den Begriff des Text und Data Mining (TDM) gemäß § 44b Abs. 1 UrhG fällt:

Das Gericht stellt fest, dass der Abgleich zwischen Bild und Textbeschreibung der Gewinnung von Informationen über „Korrelationen“ dient. Der Begriff der Korrelation umfasst hierbei jede wechselseitige Beziehung, einschließlich des bloßen „Zusammenpassens“ von Bild und Text.

Das Gericht lehnte die Ansicht ab, dass § 44b UrhG auf das Training generativer KI nicht anwendbar sei. Im Gegenteil: Der Gesetzgeber habe § 44b UrhG gerade auch mit Blick auf KI-Anwendungen geschaffen, um Innovationen zu fördern.

 

Der „Maschinenlesbare Nutzungsvorbehalt“ (§ 44b Abs. 3 UrhG)

Ein Streitpunkt war, ob der Kläger wirksam einen Nutzungsvorbehalt („Opt-Out“) erklärt hatte. Die Bildagentur, auf deren Seite das Bild veröffentlicht war, hatte in ihren Nutzungsbedingungen in natürlicher Sprache einen Vermerk, den man als Scraping-Verbot interpretieren könnte.

Das OLG Hamburg urteilte, anders als zuvor das LG Hamburg, auch in diesem Punkt zugunsten von LAION: Der Rechteinhaber trage die Darlegungs- und Beweislast dafür, dass ein Vorbehalt zum Zeitpunkt der Nutzung maschinenlesbar war. Ein in natürlicher Sprache in Nutzungsbedingungen verfasster Vorbehalt genügte im vorliegenden Fall nicht den Anforderungen an die Maschinenlesbarkeit. Das Gericht führte aus, dass ein Vorbehalt nur dann maschinenlesbar ist, wenn er automatisiert nicht nur erfasst, sondern auch interpretiert und befolgt werden kann.

 

Drei-Stufen-Test

Das Gericht prüfte und bejahte die Vereinbarkeit mit dem sog. Drei-Stufen-Test. Da die Vervielfältigung rein intern bei LAION erfolgte und im veröffentlichten Datensatz nur Links enthalten sind, wird die normale Verwertung des Werkes nicht beeinträchtigt. Dass generative KI später potenziell Konkurrenzprodukte erzeugt, ist eine abstrakte, in der Zukunft liegende Folge, die der Nutzung zur Datensatzerstellung nicht entgegengehalten werden kann.

 

Privilegierung für wissenschaftliche Forschung (§ 60d UrhG)

Wie schon das LG Hamburg entschied auch das OLG, dass LAION sich auch auf die Forschungsschranke des § 60d UrhG berufen kann. Bei dem gemeinnützigen Verein handelt es sich um Forschung im Sinne der Vorschrift. Zudem sei das Vorgehen des Vereins, nämlich die Erstellung und Validierung von Trainingsdatensätzen, als wissenschaftliche Forschung zu qualifizieren. Dafür spreche auch der Open-Source-Ansatz des Beklagten, wonach die Datensätze öffentlich jedermann zugänglich gemacht werden.

 

Wie geht es weiter?

Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen: Die Revision zum Bundesgerichtshof (BGH) wurde wegen grundsätzlicher Bedeutung zugelassen.

 

Stimme der Kanzlei zum Urteil

„Das Urteil gibt der KI-Forschung in Deutschland Rückenwind", sagt Rechtsanwalt Nick Akinci von Heidrich Rechtsanwälte, die LAION in dem Verfahren vertreten haben. „Es zeigt, dass die bestehenden Gesetze Innovationen durch und mit KI in Deutschland ermöglichen. Zudem schafft das Urteil erste Rechtssicherheit in Bezug auf die Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken für das KI Training und für die Frage, was Rechteinhaber tun müssen, um eine Erfassung ihrer Inhalte durch KI-Anbieter zu unterbinden.“

 

Den Volltext des Urteils finden Sie hier.

 

Für weitere Informationen wenden Sie sich gern an:

Heidrich Rechtsanwälte
Rechtsanwalt Nick Akinci
Tel.: 0511 - 37498150
akinci@recht-im-internet.de

 

English Version

Landmark appeal ruling in Kneschke v. LAION e.V. strengthens legal certainty for AI research in Germany and Europe

Hanover/Hamburg, December 10, 2025 – The Hanseatic Higher Regional Court today announced a landmark ruling for the development of artificial intelligence in Germany and Europe: In the appeal proceedings Kneschke v. LAION e.V., the plaintiff's appeal was dismissed and the first-instance ruling of the Hamburg Regional Court of September 27, 2024, was upheld in its entirety.

 

What is this about?

The subject of the proceedings was the reproduction of a photograph of the plaintiff by the defendant, a non-profit association, in the context of creating a data set. The defendant downloaded images in order to use software to compare whether the image content correlated with the existing text description. This was therefore an upstream analysis for the creation of a training data set for AI.

 

Applicability of Section 44b UrhG (text and data mining)

Like the Regional Court of Hamburg before it, the Higher Regional Court of Hamburg has confirmed that downloading images for the purpose of comparing them with text descriptions falls under the concept of text and data mining (TDM) pursuant to Section 44b (1) UrhG:

The court found that the comparison between images and text descriptions serves to obtain information about “correlations.” The term ‘correlation’ encompasses any reciprocal relationship, including the mere “matching” of images and text.

The court rejected the view that Section 44b UrhG is not applicable to the training of generative AI. On the contrary, the legislature created Section 44b UrhG specifically with AI applications in mind in order to promote innovation.

 

The “machine-readable reservation of use” (Section 44b (3) UrhG)

One point of contention was whether the plaintiff had effectively declared a reservation of use (“opt-out”). The image agency on whose website the image was published had a note in its terms of use in plain language that could be interpreted as a prohibition on scraping.

Unlike the Hamburg Regional Court before it, the Hamburg Higher Regional Court also ruled in favor of LAION on this point: the rights holder bears the burden of proof that a reservation was machine-readable at the time of use. A reservation written in natural language in the terms of use did not meet the requirements for machine readability in this case. The court stated that a reservation is only machine-readable if it can be automatically not only recorded but also interpreted and complied with.

 

Three-step test

The court examined and affirmed compatibility with the so-called three-step test. Since the reproduction took place purely internally at LAION and the published data set only contains links, the normal exploitation of the work is not impaired. The fact that generative AI may potentially produce competing products in the future is an abstract consequence that cannot be used to oppose the use of the data set for data creation.

 

Privilege for scientific research (Section 60d UrhG)

Like the Regional Court of Hamburg before it, the Higher Regional Court ruled that LAION can also invoke the research exemption under Section 60d of the German Copyright Act (UrhG). The non-profit association is engaged in research within the meaning of the provision. Furthermore, the association's activities, namely the creation and validation of training data sets, qualify as scientific research. This is also supported by the defendant's open-source approach, according to which the data sets are made publicly available to everyone.

 

What happens next?

However, the final word has not yet been spoken: an appeal to the Federal Court of Justice (BGH) has been allowed on grounds of fundamental importance.

 

Our opinion on the ruling

“The ruling gives AI research in Germany a boost,” says attorney Nick Akinci of Heidrich Rechtsanwälte, who represented LAION in the proceedings. “It shows that existing laws enable innovation through and with AI in Germany. In addition, the ruling creates initial legal certainty with regard to the use of copyright-protected works for AI training and the question of what rights holders must do to prevent their content from being captured by AI providers.”

 

The full text of the ruling can be found here.


 

For further information, please contact:

Heidrich Rechtsanwälte
Attorney Nick Akinci
Tel.: 0511 - 37498150
akinci@recht-im-internet.de

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Klares Urteil für LAION e.V.: Gericht bestätigt rechtmäßige Nutzung von Bildmaterial für KI-Training

 

In einem für die offene Forschung und Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Deutschland und Europa bedeutenden Verfahren hat das Landgericht Hamburg am 27.09.2024 die Klage eines Stockfoto-Händlers gegen den gemeinnützigen Verein LAION e.V. in allen Punkten abgewiesen (Az.: 310 O 227/23). Das Gericht bestätigte damit die Rechtmäßigkeit des Vorgehens des Beklagten im Rahmen der Erstellung von Trainingsdatensätzen und wies die Vorwürfe des Klägers zurück, der eine Verletzung seiner Urheberrechte geltend gemacht hatte. Der Verein wurde dabei von der auf KI-Recht spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei Heidrich Rechtsanwälte aus Hannover vertreten.

 

Im Mittelpunkt des Rechtsstreits stand die Nutzung eines Bildes des Klägers im Rahmen der Erstellung des öffentlich frei zugänglichen Datensatzes „LAION 5B“, der für das Training von generativen KI-Modellen im Bildbereich verwendet wird. Der Kläger sah in der einmaligen, vorübergehenden, automatisierten Vervielfältigung eines seiner Bilder eine Verletzung seiner Urheberrechte. Anders als oft dargestellt, enthält der Datensatz aber keine Bilder, sondern lediglich Links zu Bildern, die an anderen Stellen im Netz zu finden sind.

 

Der LAION e.V., der gemeinnützig agiert und sich der Förderung wissenschaftlicher Forschung widmet, argumentierte hingegen, dass die Vervielfältigung im Rahmen des Text und Data Mining-Verfahrens (TDM) zulässig und durch die gesetzlichen Ausnahmeregelungen des Urheberrechts, insbesondere § 60d UrhG, gedeckt sei. Rechtsanwalt Nick Akinci, der den Verein vertreten hat, weist vor allem auf die Bedeutung der Einordnung von KI-Training als TDM hin: “Dies entspricht dem eindeutigen Willen sowohl des europäischen als auch des deutschen Gesetzgebers”.

 

Die Entscheidung des Gerichts

Das Landgericht Hamburg sah in seinem Urteil keine unzulässige Vervielfältigung des urheberrechtlich geschützten Bildes. Stattdessen bestätigte das Gericht, dass die Handlung des Beklagten im Einklang mit einer Ausnahmebestimmung (sog. Schrankenregelung) des Urheberrechts stand, die speziell für wissenschaftliche Forschungszwecke geschaffen wurde. Damit war die Vervielfältigung für Zwecke der KI-Forschung durch den gemeinnützigen Verein gerechtfertigt und rechtmäßig.

 

Bei der Vervielfältigung eines Bildes zum Zwecke der Auswahl von Trainingsdaten handele es sich – so das Gericht – um Text und Data Mining im Sinne der gesetzlichen Ausnahmebestimmungen.

 

Bedeutung des Urteils für die KI-Entwicklung

Dieses Urteil stellt einen wichtigen Meilenstein für die Forschung im Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz dar, da es die die legale Nutzung von urheberrechtlich geschützten Bildern für Trainingsdatensätze wie „LAION 5B“ bestätigt. Der LAION e.V. setzt sich seit seiner Gründung für die Förderung der Forschung und die Bereitstellung freier, öffentlicher Datensätze ein, die der wissenschaftlichen Gemeinschaft weltweit zur Verfügung stehen.

 

„Wir begrüßen die Entscheidung des Gerichts, die die Bedeutung von freien und öffentlichen Datensätzen für die Forschung und Entwicklung von KI-Modellen unterstreicht“, erklärten Christoph Schuhmann und Dr. Jenia Jitsev als Vertreter des LAION e.V. „Das Urteil gibt uns Rechtssicherheit und ermöglicht es uns, weiterhin innovative und wissenschaftlich fundierte Projekte mit hohem Grad an Transparenz und Reproduzierbarkeit zu fördern, die der Gesellschaft insgesamt zugutekommen.“

 

Der LAION e.V. wird weiterhin seinem Vereinszweck entsprechend die Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz unterstützen und kostenfreie Datensätze für wissenschaftliche Zwecke bereitstellen. Das Urteil des Landgerichts Hamburg schafft eine wichtige Grundlage für die rechtssichere Nutzung von öffentlich zugänglichen Daten im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung. Es bestätigt, dass der Verein auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Open-Source-Initiativen leisten kann, was insbesondere die KI-Entwicklung in Deutschland fördert.

 

Der Kläger kann nun innerhalb eines Monats Berufung gegen das Urteil beim hanseatischen OLG einlegen.

 

Volltext des Urteils bei openjur.de.

 

Für weitere Informationen wenden Sie sich gern an:

Heidrich Rechtsanwälte
Rechtsanwalt Nick Akinci
Tel.: 0511 - 37498150
akinci@recht-im-internet.de

 

English Version

Clear ruling for LAION e.V.: Court confirms lawful use of image material for AI training

 

In a case important for the open research and further development of artificial intelligence (AI) in Germany and Europe, the Hamburg Regional Court dismissed the lawsuit of a stock photo dealer against the non-profit association LAION e.V. on 27.09.2024 on all counts (Az.: 310 O 227/23). The court thus confirmed the legality of the defendant's approach in the context of the creation of training data sets and rejected the allegations of the plaintiff, who had claimed an infringement of his copyrights. The association was represented by the Hanover-based law firm Heidrich Rechtsanwälte, which specializes in AI law.

 

At the center of the legal dispute was the use of an image of the plaintiff in the context of the creation of the publicly accessible dataset "LAION 5B", which is used for the training of generative AI models in the image area. The plaintiff saw the one-time, temporary, automated reproduction of one of his images as an infringement of his copyrights. Contrary to what is often portrayed, however, the dataset does not contain images, but only links to images that can be found elsewhere on the net.

 

LAION e.V., which operates on a non-profit basis and is dedicated to the promotion of scientific research, argued that reproduction within the framework of the text and data mining process (TDM) is permissible and covered by the legal exceptions of copyright law (in particular § 60d UrhG). Lawyer Akinci, who represented the association, points out above all the importance of classifying AI training as TDM: "This corresponds to the clear will of both the European and the German legislator".

 

The court's decision

In its ruling, the Hamburg Regional Court did not see any inadmissible reproduction of the copyrighted image. Instead, the court confirmed that the defendant's action was in accordance with an exception (so-called limitation regulation) of copyright law (§ 60d UrhG), which was created specifically for scientific research purposes. The reproduction for the purposes of AI research by the non-profit association was therefore justified and lawful

 

According to the court, the reproduction of an image for the purpose of selecting training data is text and data mining within the meaning of the statutory exemption provisions. The court left open whether the later training of generative AI is also covered by the exceptions.

 

Significance of the ruling for AI development

This ruling represents an important milestone for research in the field of generative artificial intelligence, as it confirms the legal use of copyrighted images for training datasets such as "LAION 5B". Since its foundation, LAION e.V. has been committed to promoting research and providing free, public datasets that are available to the scientific community worldwide.

 

"We welcome the court's decision, which underlines the importance of free and public datasets for the research and development of AI models," said Christoph Schuhmann and Dr. Jenia Jitsev as representatives of LAION e.V. "The ruling gives us legal certainty and enables us to continue to promote innovative and scientifically sound projects with a high degree of transparency and reproducibility,  which benefit society as a whole."

 

LAION e.V. will continue to conduct and support research in the field of artificial intelligence in accordance with its purpose and provide free data sets for scientific purposes. The ruling of the Hamburg Regional Court creates an important basis for the legally compliant use of publicly accessible data in the context of scientific research. It confirms that the association can continue to make a significant contribution to the promotion of open source initiatives in the future, which promotes AI development in Germany in particular.

 

The plaintiff can now appeal the verdict to the Hanseatic Higher Regional Court within a month.

 

English Version: LG Hamburg, judgement of 27.09.2024 - 310 O 227/23

 

For further information, please contact:

Heidrich Rechtsanwälte
Attorney-at-Law Nick Akinci
Tel.: 0511 - 37498150
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